Ja zum Vaterschaftsurlaub für Odysseus

So leicht wird man sie nicht los, diese dreitausendjährige Geschichte, die im alten Griechenland angefangen hat und die seither in unseren Köpfen und an unseren Gesetzesbüchern klebt wie feuchtes Milchpulver. Es ist eine Geschichte, in der es Helden gibt, die kurz mal Troja erobern und auf der Irrfahrt nach Hause die wildesten Abenteuer erleben. So wie Odysseus. Und es ist eine Geschichte, in der viele unsichtbare Helferinnen gebären, füttern, fegen und wickeln, um künftige Helden gross- und sich selbst nach verrichteter Arbeit schweigend zurückzuziehen. So wie Penelope, Frau von Odysseus, Mutter von Telemachos. Als sie es dann doch einmal wagt, im Salon mit Gästen das Wort zu ergreifen – ihr Mann ist auf Abenteuerreise –, wird sie von ihrem halbwüchsigen Sohn mit folgenden Worten in die Küche zurückgeschickt: „Die Rede gebührt den Männern“ (Mary Beard, Frauen und Macht).

Mit zwei Wochen obligatem Vaterschaftsurlaub wäre Odysseus seinem vorlauten Sohn gewiss kein radikal anderes Vorbild geworden. Aber hätte er klein Telemachos ab und zu wickeln müssen, hätte er vielleicht gesehen: Nur weil nur Mütter gebären können, folgt daraus nicht notwendig, dass sie auch noch füttern, fegen und wickeln müssen. Diese Einsicht könnte sich auch beim einen oder anderen Vater in den zwei Wochen mit Milchflecken auf dem Hemd einstellen. Es wäre an der Zeit.
Deshalb: JA zum Vaterschaftsurlaub am 27. September!

Jerôme Lechot, Stadtratskandidat PSR

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