Nico Häusler, Mitglied Geschäftsleitung SP Biel, SP:PS November 2021
Das waren noch schöne Zeiten. Damals, im Jahr 1960. Es war eine Zeit des Aufbruchs. Die Zeichen standen auf Wachstum und Wohlstand für alle. Dafür musste zeitgemässe Infrastruktur her. Erstmals telefonierte man schweizweit ohne Vermittlung einer Telefonzentrale. Beim Strom überlegte man sich den Einstieg in die Kernenergie. Grosses hatte der Bund im Strassenbau vor. Biel sollte auf einer Autobahn durchquert werden. Die Idee des heute als Westast bekannten Projekts war geboren. Das war damals Fortschritt.
Heute schreiben wir das Jahr 2021. Die Welt hat sich gewandelt. Wenn wir heute von Telekommunikation sprechen, denken wir mehr an digitale Daten als an Telefonie. Im Strombereich ist der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossene Sache. Bei der Mobilität diskutieren wir über Vermeidung, Verlagerung, Effizienz und Klimaverträglichkeit. «Smart» heisst das Zauberwort – für jede Infrastruktur. Möglichst klug soll diese sein, nicht möglichst gross. Das ist heute Fortschritt.
Bei der Westast-Frage allerdings wirken offenbar immer noch die Geister der 60er Jahre. Das Denkschema von anno dazumal ist noch nicht überwunden. Der Kanton hat zwar sein politisch undurchführbares Projekt zurückgezogen. Gearbeitet wird aber weiterhin vor allem an einem: einer Autobahn-Lösung für Biel. Das ist kein Fortschritt.
Auch wenn der Juratunnel nicht zu verachten ist: Die aus dem Dialogprozess als prioritär hervorgegangenen kurzfristigen Massnahmen (etwa Verbesserungen im Veloverkehr) dürfen nicht hintenanstehen. Sie würden rasch Wirkung zeigen. Und das bei vergleichsweise tiefen Kosten. Wollen wir wirklich weiterkommen, müssen wir Mobilität und andere Infrastrukturbereiche grundsätzlich neu denken. Von den Geistern der Vergangenheit müssen wir uns befreien!